Haushaltsrede von Stadtrat Jakob Friedl, Ribisl
- Es gilt das gesprochene Wort -
Liebe Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats, liebe Referent*innen,
sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung,
sehr geehrte Oberbürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer,
sehr geehrte Bürgermeisterin Dr. Astrid Freudenstein,
sehr geehrter Bürgermeister Ludwig Artinger, liebe Medienvertreter*innen.
Heute habe ich in der Reihe der Redner*innen das letzte Wort - eine Rolle, die mir ausgesprochen gut gefällt.
Von der nationalen Fahrradkonferenz habe ich mir ein Zitat mitgenommen: „Das haben wir noch nie so gemacht. Das wird bestimmt gut!“
ursprünglich aus dem Mund der großen Lebenskünstlerin und Vordenkerin Pippi Langstrumpf.
Wir beschließen heute den Haushalt der Stadt Regensburg. Auf der einen Seite geben wir viel Geld aus - auf der anderen Seite nehmen wir nicht genug Geld ein.
Nur ein Beispiel: Für den Betrieb der Leichtathletikhalle – das Schwimmbad ausgenommen – fallen jährliche Kosten für Strom, Heizung, Hausmeister in Höhe von 750 TSD € an. Regensburg ist Sportstadt.
Nebenan, auf dem vom Kulturviertel e.V. vielfältig zwischengenutzten PLK-Gelände, mit historischer Reithalle, Ziegelbau, Panzerhalle, Gastestungsgebäude und einer grünen Oase beim ehemaligen Schießplatz, könnte sich neben und mit dem zukünftigen Innovationsquartier ein für das Viertel und die gesamte Stadt bedeutsamer Kulturort entwickeln – ohne viel Geld investieren zu müssen und mit vernachlässigbaren laufenden Kosten. Regensburg ist Kulturstadt.
Das Wort des Jahres ist „Ampel-Aus“. Das Regensburger Unwort des Jahres ist für mich Zwischennutzung.
Eigentlich etwas Schönes.
Zwischennutzung hat etwas damit zu tun, improvisieren zu können, zu lernen,
Möglichkeiten vorzustellen, Entwicklung abzuwarten und zuzulassen. Eine Kultur zu vermitteln und zu etablieren.
Im Fall der PLK soll „Zwischennutzung“ wieder einmal nur ein vorhersehbares Ende für die Kulturentwicklung markieren - statt beispielsweise in Renovierungs- und Instandsetzungs-arbeiten zu münden.
Kultur ist damit geduldet und kann beseitigt werden. Und sich bestenfalls wieder aufrappeln. Geeignete Orte gibt es allerdings bald keine mehr im nachverdichteten und wachsenden Stadtgebiet.
Die städtische Konversionsfläche soll verkauft werden, sobald sich ein Investor findet.
Die Stadt setzt auf Gewerbeeinnahmen statt auf Freiräume, die uns kein Geld kosten.
Ich hoffe, das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen.
Entwicklungsmöglichkeiten für Kultur, Zusammenleben und Biotope sollten für kommende Generationen besser bewahrt und nicht auf Abriss gestellt werden. Die nicht bezifferbaren Folgekosten einer geschichtsvergessenen und phantasielosen Stadtentwicklung kommen uns als verpasste Chancen teuer zu stehen.
Lassen wir Vorhandenes größer werden, nutzen wir bereits Bestehendes dauerhaft um, schaffen wir Betätigungsfelder, denken wir einmal nicht ans Geld.
„Das haben wir noch nie so gemacht. Das wird bestimmt gut!“
Vielen Dank!