Kulturdatenbank
Johannes Aventinus
Johannes Aventinus
Stadt Regensburg, Peter Ferstl
1477 – 1533
Johannes Aventinus, der ursprünglich Johann Georg Turmair hieß, wurde 1477 in Abensberg in bürgerliche Verhältnissen geboren und war deutscher Historiker und Hofhistoriograph. Er latinisierte seine Heimatstätte zu „Aventinus“ und machte dies zu seinem Namen. Als Wegbereiter der klassischen Philologie in Deutschland begann er ab 1495 an den Hochschulen in Ingolstadt, Wien und Krakau zu studieren. Seine langjährigen Auslandsstudien fanden in Paris ihren Abschluss, wo er schließlich seinen Magister erhielt.
Herzog Wilhelm IV. von Bayern engagierte Aventinus für seine zwei jüngeren Brüder Ludwig und Ernst im Jahr 1509. Für sie schrieb er 1512 eine lateinische Grammatik. Außerdem schrieb er für Ernst, der 1516 an der Universität Ingolstadt studieren sollte, eine systematische Darstellung der Wissenschaften, die Aventinus „Encyclopedia“ nannte; dies gilt als erstes bekanntes gedrucktes Nachschlagewerk.
Im Jahr 1517, als ihm seine beiden Zöglinge entwachsen waren, wurde Aventinus zum bayerischen Hofhistoriographen bestimmt. In der Zeit zwischen 1517 und 1522 entstanden seine Hauptwerke „Annales ducum Boiariae“ und „Bairische Chronik“. Ersteres behandelt die Geschichte Bayerns bis in das Jahr 1460, während sich die „Bairische Chronik“ mit nationalen und kirchlichen Fragestellungen befasst.
Die zeitgleich stattfindende Reformation brachte ihn dazu, die kirchlichen Missstände in Worte zu fassen, was ihn allerdings auch in Konflikt mit seinen Landesherren, den Herzögen von Bayern, brachte, die natürlich scharfe Gegner der Reformation waren. Aufgrund einer angeblichen Übertretung der kirchlichen Fastengebote wurde er 1528 schließlich verhaftet, aber durch Fürsprache eines mächtigen Unterstützers wieder auf freien Fuß gesetzt.
Außerdem gab Aventinus 1523 die erste Karte Bayerns heraus, verfasste ein Musiklehrbuch und fertigte eine mathematische Arbeit über das römische Rechenwesen. Seine „Lateinische Grammatik“ wurde als Lehrbuch an der Landesuniversität in Ingolstadt eingesetzt. 1534 in Regensburg gestorben und im Kloster Sankt Emmeram in Regensburg begraben, erinnern viele Bauten, Straßen und Plätze, wie etwa der Aventinus-Turm oder das Johannes-Turmair-Gymnasium, an diesen Geschichtsschreiber.
Schmid, Alois: Johannes Aventinus – erster bayerischer Landeshistoriograph (1477-1533). In: Dietz, Karlheinz und Waldherr, Gerhard: Berühmte Regensburger. Lebensbilder aus zwei Jahrtausenden. Regensburg 1997, S. 109-119.