Energienutzungspläne und Quartierskonzepte
Ein Energienutzungsplan ist ein informelles Planungsinstrument für die Stadt, um Antworten auf die Anforderungen zu finden, die sich aus der Energiewende ergeben. Vergleichbar mit dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans in der räumlichen Planung zeigt ein Energienutzungsplan ganzheitliche energetische Konzepte und Planungsziele sowie darauf abgestellte Maßnahmen auf. Basis dafür bildet eine Analyse des Ist–Zustands mit einem groben Ausblick auf zu erwartende Entwicklungen.
Damit die Wärme- und Energiewende gelingen kann, sind detaillierte Untersuchungen einzelner Quartiere nötig. Eine gesamtstädtische Betrachtung des Themenfelds ist hilfreich um die Leitplanken festzusetzen, für eine Umsetzung von Einzelprojekten und Quartierskonzepten fehlt jedoch die nötige Untersuchungstiefe. Deshalb wurden zahlreiche Teil-Energienutzungspläne erstellt, um vor allem die sehr energieintensive Industrie in Regensburg klimaneutral versorgen zu können. Mehrere der aufgeführten Teil-Energienutzungspläne befinden sich derzeit in der konkreten Umsetzung.
Der fortschreitende Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Energieträger und steigende Energiekosten erfordern in allen Lebensbereichen eine grundlegende Veränderung im Umgang mit Energie. Die Stadt Regensburg hat deshalb die Erstellung eines sog. „Energienutzungsplans“ (ENP) beschlossen. Mit der Erarbeitung des Plans wurde das Ingenieurbüro Team für Technik beauftragt.
Inhalte und Ziele Energienutzungsplan
Energienutzungspläne sind strategische Planungsinstrumente, die einen Überblick geben über die momentane sowie zukünftige Energiebedarfs- und Energieversorgungssituation in den jeweiligen Gemeinden. Vergleichbar dem Grundgedanken des Flächennutzungsplans in der räumlichen Planung zeigt der Energienutzungsplan ganzheitliche energetische Konzepte und Planungsziele auf. In Energienutzungsplänen geht es im Ergebnis darum, in den Bereichen
- Energieeinsparung (verbraucherseitig)
- Steigerung der Energieeffizienz (versorgungsseitig)
- Einsatz erneuerbarer Energien
gezielt Potenziale zu erkennen und Lösungen vorzuschlagen, wie diese Potenziale genutzt werden können.
Gliederung Energiernutzungsplan Regensburg
Der ENP Regensburg gliedert sich in folgende sechs Einzelberichte:
- Grundlagenermittlung
- Ist-Zustand Verbrauch
- Ist-Zustand Erzeugung
- CO2 – Bilanz und Primärenergieverbrauch
- Potenzialbetrachtung zur CO2 – Minderung
- Konzeptentwicklung und Maßnahmenempfehlungen
Beschluss des Energienutzungsplans
Der ENP wurde am 25. Juni 2014 vom Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen als strategische Grundlage für alle weiteren Aktivitäten im Zusammenhang mit der „Energiewende“ beschlossen. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie fördert den Energienutzungsplan in Höhe von 70 Prozent der Gesamtkosten.
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Mit dem Instrument des Energienutzungsplans (ENP) wurde eine Arbeitsgrundlage geschaffen, Energiepotenziale und Verbräuche zu identifizieren und Handlungsempfehlungen für private und gewerbliche Akteure zu geben bzw. akteursübergreifende und effiziente Lösungen zu entwickeln.
Herausragender Standort mit hohem Bedarf an Strom und Wärme
Das Gebiet Regensburg Südost stellt einen herausragenden Standort dar. Er umfasst eine Vielzahl kleinerer und einige große Gewerbebetriebe, die neben der auch im Gebiet gelegenen Ortslage Harting eine immense Menge an Strom und Wärme benötigen. Die Versorgung erfolgt derzeit zum überwiegenden Teil auf Basis fossiler Energie. Die Kernpunkte des ENP sind daher die Themenfelder Reduzierung des Energiebedarfs und die Substitution fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energieträger sowie CO2-Minderung.
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Der quartiersbezogene Energienutzungsplan (ENP) für den Regensburger Westen, der von der Autobahn A 93, der Bahnlinie Richtung Nürnberg und der Donau begrenzt wird, wurde durch das beauftragte Büro Team für Technik aus München erarbeitet. Ziel des ENP war die Untersuchung, ob und unter welchen Voraussetzungen die Abwärme aus dem aufbereiteten Abwasser nutzbar ist, das über einen Kanalsammler in die öffentliche Kanalisation geleitet wird. Der ENP wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert.
Nutzung gewerblicher Abwärme
Bereits der ENP aus dem Jahr 2014 hat die Nutzung gewerblicher Abwärme als eine Möglichkeit zur CO2-Minderung thematisiert. Abwärme aus Industriebetrieben, die ansonsten ungenutzt in die Umgebung abgegeben würde, kann als Wärmequelle zur Heizung von umliegenden Gebäuden verwendet werden. Nämlich dann wenn das Abwärmepotenzial zeitlich, räumlich, bezüglich der Leistung und bezüglich des Temperaturniveaus zu dem Wärmebedarf möglicher Versorgungsobjekte passt. Darüber hinaus müssen die Abwärmeströme technisch und wirtschaftlich sinnvoll auskoppelbar sein. Herauszufinden, ob diese Voraussetzungen bei der Nutzung der Abwärme aus dem Kühlwasser/Abwasser der Infineon AG gegeben sind, war das Ziel des ENP West.
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Die ansässigen Firmen im sog. Siemensareal nahe des Odessarings sollen klimaneutral mit Energie versorgt werden. Derzeit wird ein Konzept erarbeitet, wie dies gelingen kann. Die Stadt Regensburg bringt sich aktiv in den Prozess ein.
PV-Freiflächen-Anlage zur Direktlieferung von Strom
Ein Baustein der Energieversorgung wird die Direktlieferung von Strom sein, welches von der unmittelbar angrenzenden PV-Freiflächen-Anlage geliefert wird. Diese Freiflächen PV-Anlage wird von der BERR eG errichtet und betrieben werden, damit auch die Bürgerschaft von der Energiewende profitieren können. Der erste planerische Schritt zur Errichtung der Freiflächen PV-Anlage, der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans, ist bereits erfolgt.
Die Baugenossenschaft Margaretenau eG im Regensburger Stadtwesten umfasst 362 Wohnungen, überwiegend im Geschossbau, aber auch einige Reihenhäuser. Die Gebäude wurden mehrheitlich in den Jahren 1919 bis 1935 errichtet. Weitere Wohnungen kamen zwischen 1950 und 1969 hinzu. Die Margaretenau zeichnet sich durch eine stabile Mieterstruktur, ein sehr günstiges Mietniveau und einen insgesamt hohen Wohnwert aus. Aus energetischer Sicht besteht jedoch ein hohes Potenzial an Einsparmöglichkeiten.
Quartierskonzept Margartenau
Im Rahmen des KfW-Förderprogramms „Energetische Stadtsanierung“ hat die Stadt Regensburg das Büro Luxgreen Climadesign damit beauftragt, ein Quartierskonzept für die Margaretenau zu erarbeiten.
Für den Sanierungsprozess wurden drei maßgebliche Ziele formuliert:
- Durch die Maßnahmen im Quartierskonzept soll der CO2-Verbrauch des gesamten Quartiers deutlich reduziert werden.
- Die Mietbelastung der Bewohner soll auch nach der Sanierung noch tragbar sein.
- Die besondere städtebauliche und stadtgestalterische Qualität des Quartiers ist zu erhalten.
Die Nutzung von Effizienz- und Einsparpotenzialen in den Gebäuden, die Energieerzeugung und -verteilung sowie die Speicherung von sommerlichen Energieüberschüssen erfolgt analog dem geplanten Vorgehen in der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne. Die Ertüchtigung der Gebäudehülle ist dagegen aus gestalterischen Gründen eingeschränkt. Neben innovativer Energietechnik und nachhaltigen Baustoffen wird ein besonderes Augenmerk auf die denkmalgerechte Modernisierung des historischen Stadtteils gelegt. Diese „sanfte“ Modernisierung ist auch entscheidend für die Akzeptanz durch die Mitglieder der Baugenossenschaft.
Soweit baulich möglich, sollen barrierearme Lösungen innerhalb der Wohnungen und für die Eingangsbereiche gefunden werden. Zudem ist geplant, den Gebäudebestand durch Neubauten zu ergänzen. Dort kann ein vollständiges barrierefreies Wohnen realisiert werden. Auf diese Weise wird ein generationenübergreifendes Wohnen möglich. Auch langjährige Genossen mit Mobilitätseinschränkungen können dann im Quartier bleiben.
Die Umsetzung der energetischen Quartierssanierung wird ebenfalls durch die KfW und die Stadt Regensburg gefördert. Als Sanierungsmanager ist das Büro Luxgreen Climadesign in Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) engagiert.
Forschungsprojekt "Solares Bauen"
Die Margaretenau ist gleichzeitig die Gebietskulisse für das ambitionierte Forschungsprojekt „Solares Bauen“, gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium. Auf Initiative der OTH Regensburg entwickelt ein Team aus Firmen und Hochschulen ein effizientes Hybrid-Heizsystem aus Blockheizkraftwerk und Wärmepumpe, neuartige mineralische Putzsysteme auf Basis hohler Glaskügelchen und ein intelligentes, selbstlernendes Energie-Managementsystem. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts fließen in die Sanierung mit ein.
Publikationen
Maggie-Ergebnisband (OTH Regensburg)
Maggie-Teilprojekt (OTH Regensburg)
Auszeichnungen
Das Projekt wurde mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet:
Auf dem Areal der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne soll ein möglichst klimaneutraler Stadtteil entstehen. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Umsetzung eines innovativen Energiekonzepts, welches auf dem konsequenten und effizienten Einsatz erneuerbarer Energien beruht. Weitere Bausteine sind die Reduzierung von Verbräuchen und die Steigerung der Energieeffizienz. Auch die Mobilität wird intelligent und klimafreundlich organisiert werden.
Verzicht auf fossile Energieträger
Bei der Energieversorgung setzt die Stadt Regensburg auf den weitgehenden Verzicht fossiler Energieträger. Die wichtigsten Energiequellen sind daher Photovoltaik, Wärme aus Abwasser und Luft sowie Geothermie. Dies gepaart mit dem Einsatz nachhaltiger Baumaterialien und innovativer Haustechnik sorgt für ein innovatives Quartier.
Die Photovoltaikanlagen erzeugen unter maximaler Flächenpotentialausnutzung aus der Sonnenergie erneuerbaren Strom. Die Luft steht als Wärmequelle jederzeit zur Verfügung und kann auch im Winter bis etwa -20 Grad Celsius nutzbar gemacht werden. Die Verwendung der Wärme aus Abwasser wird durch Nutzung der Wärmeenergie aus dem Kanalhauptsammler, der durch das Planungsgebiet verläuft, realisiert. Ergänzend findet Geothermie durch Erdsonden Verwendung.
Senkung Energieverbrauch
Durch den Einsatz moderner und hochwertiger Gebäudehüllen und Gebäudetechnik soll der Wärmedarf auf ein Viertel des Regensburger Durchschnitts gesenkt werden. Auch wenn Regensburg im Vergleich zum Durchschnittverbrauch Deutschlands schon etwas weniger Strom verbraucht, ist es das Ziel des neuen Quartiers den Verbrauch noch weiter zu senken.
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Das genossenschaftliche Wohnquartier Eisbuckel befindet sich im Süden von Regensburg, im Stadtteil Kumpfmühl. Das Quartier besteht aus 12 mehrstöckigen Wohngebäuden, die eine Gesamtwohnfläche von rund 5000 Quadratmeter und eine Fläche für eine Gastwirtschaft von 210 Quadratmeter aufweisen. Die Gebäude liegen in den Straßen Schuegrafstraße, Frauendorferstraße, Gutenbergstraße und Fikentscherstraße. Die Blockrandbebauung formt einen Innenhof, der allen Bewohnern zugänglich ist. Der gesamte Baubestand befindet sich im Eigentum der Baugenossenschaft Margaretenau e.G., die bei der anstehenden Sanierung als Bauherr fungieren wird.
Derzeit befinden sich 78 Wohnungen im „konstruktiven Urzustand“, verschiedene Instandsetzungsarbeiten wurden aber durch die Baugenossenschaft Margaretenau e.G. bereits durchgeführt. Dabei sind die Fenster der Gebäude erneuert worden.
Sanierungsziele
Als Ziele der Sanierung sind insbesondere zu nennen:
- die energetische Aufwertung des Quartiers,
- die Anpassung des Quartiers hinsichtlich Mobilität und Grün,
- die Bewahrung der gestalterischen Eigenart des Ensembles „Eisbuckel und
- die Vermeidung einer wirtschaftlichen Überforderung der Bewohner.
Förderprogramm "Energetische Stadtsanierung – Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier"
Das Programm KfW 432 "Energetische Stadtsanierung – Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier" ist ein Förderprogramm, das mehrere Aspekte der energetischen Sanierung von Gebäuden und Energieversorgungssystemen umfasst. Das Ziel ist es, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern und gleichzeitig ökonomische und soziale Anforderungen zu berücksichtigen. Das Programm fördert in einem ersten Schritt die Erarbeitung eines energetischen Quartierkonzepts durch einen Zuschuss von 75 Prozent der anfallenden Kosten und im Anschluss ein Sanierungsmanagement bis maximal fünf Jahre.
Die Stadt Regensburg hat im November 2022 für das Quartier „Eisbuckel“ einen Förderantrag für die Erstellung eines Quartierskonzepts bei der KfW gestellt. Im Januar 2023 wurde der positiven Förderbescheid zugestellt.
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Amt für Stadtentwicklung
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