FAQ zum Kaufhof-Gebäude
Fragen und Antworten zum Kaufhausgebäude am Neupfarrplatz

Die Galeria-Filiale am Neupfarrplatz im Herzen der Regensburger Altstadt wurde im Zuge der Insolvenz des Mutterkonzerns SIGNA im August 2024 geschlossen. Bereits im Vorjahr stand diese Regensburger Filiale auf einer Schließungsliste. Wenige Wochen vor der Schließung konnte diese jedoch abgewendet werden und der Betrieb nach einer kurzen Unterbrechung zwecks Modernisierungsmaßnahmen weitergehen.
Die Stadtverwaltung verfolgt die Geschehnisse rund um den Kaufhaus-Konzern sowie die beiden Galeria-Standorte in Regensburg (Neupfarrplatz und Donaueinkaufszentrum) bereits seit 2021. Im Zuge der Insolvenzverfahren wurde eine verwaltungsinterne und ämterübergreifende Arbeitsgruppe gegründet. Diese stand sowohl mit dem Galeria-Konzern und dem Insolvenzverwalter als auch mit dem Standortleiter und Betriebsrat vor Ort im Austausch. Darüber hinaus bestand und besteht ein enger Austausch mit anderen Städten, die ebenfalls von einer Schließung betroffen waren.
Der Neupfarrplatz ist DER zentrale Platz in bester Lage im Herzen der Regensburger Altstadt und Bestandteil der zentralen Fußgängerzone. Das ehemalige Kaufhaus stellt darüber hinaus das mit Abstand größte gewerblich genutzte Gebäude im Welterbebereich dar. Der Kaufhausstandort war über 100 Jahre lang unter wechselnden Namen „Schocken – Merkur – Horten – Kaufhof – Galeria“ wichtiger Einzelhandelsmagnet und Frequenzbringer für den Standort Altstadt. Zuletzt waren mit 12.600 Quadratmeter Verkaufsfläche und damit knapp 20 Prozent der gesamten Einzelhandelsverkaufsfläche der Altstadt unter dem Galeria-Dach zu finden.
Viele Regensburgerinnen und Regensburger haben eine emotionale Verbindung und ihre eigene Geschichte mit diesem Gebäude. Die älteren Personen der Stadtgesellschaft reden so zum Beispiel noch heute vom „Schocken“. Aufgrund seiner Architektur und baulichen Dimension fällt dieses prägnante Gebäude auf und polarisiert.
Das Kaufhaus steht nicht unter Denkmalschutz, jedoch gelten im Welterbe-Ensemble „Regensburger Altstadt mit Stadtamhof“ hohe Auflagen durch den Ensembleschutz.
Das an der westlichen Gebäudefront integrierte ehemalige Portal der Alten Wache von 1818 ist ein Einzeldenkmal.
Seit den 1970er Jahren stellen Bund und Länder im Rahmen der Städtebauförderung Finanzhilfen für die Erneuerung und Entwicklung von Städten und Gemeinden zur Verfügung, sog. Städtebaufördermittel. Ziel ist es, Städte als Lebens- und Wirtschaftsstandorte zu stärken. Besonders geht es darum, städtebauliche Missstände und Mängel in Städten und Gemeinden zu beheben, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Voraussetzung für die Förderung ist die Festlegung eines sogenannten Sanierungsgebiets.
Im März 2023 hat die Stadt Regensburg das Sanierungsgebiet „Zentrale Fußgängerzone“ ausgewiesen. Das bedeutet, dass für Maßnahmen zur Verbesserung und Neugestaltung im Bereich der Satzung Fördergelder beantragt werden können. Hierzu besteht ein regelmäßiger Austausch mit der Regierung der Oberpfalz, die die Fördermittel kontrolliert und bereitstellt.
Bei einem Projekt wie der mittel- bis langfristigen Nachnutzung der Galeria Immobilie ist ein Miteinbezug der Eigentümerseite unerlässlich. Die Stadt kann zwar Vorschläge machen und beratend tätig sein, da sie jedoch nicht Eigentümerin des Gebäudes ist, liegt die Entscheidungsgewalt und das letzte Wort immer beim Eigentümer.
Weitere Infos zu Thema:
Die städtebaulichen Zielsetzungen für den Bereich rund um den ehem. Kaufhauskomplex am Neupfarrplatz werden im Integrierten städtebauliches Entwicklungskonzept Regensburg „Zentrale Altstadt" (ISEK) /
in den Vorbereitenden Untersuchungen „Zentrale Fußgängerzone" (VU) bzw. deren Fortschreibung und im städtischen Einzelhandelskonzept formuliert.
Grundsätzlich gilt, dass die Stadt Regensburg nicht Eigentümerin des Gebäudes ist. Sie hat daher zunächst vor allem eine unterstützende und beratende Funktion für die Eigentümerseite. Dennoch hat auch die Stadt Werkzeuge an der Hand, mit welchen sie die Entwicklung steuern kann.
Besonderes Städtebaurecht
Der ehem. Kaufhauskomplex am Neupfarrplatz befindet sich innerhalb des Sanierungsgebiets "Zentrale Fußgängerzone". Die Konkretisierung der Sanierungsziele ist ein Prozess, der vor der Aufstellung der Sanierungssatzung beginnt und sich dann dynamisch während des Sanierungsverfahrens fortsetzt. Aufgrund des massiven Leerstands mit Auswirkungen auf das funktionale Gefüge der Regensburger Altstadt erfolgte die Fortschreibung und Konkretisierung der Sanierungsziele.
Bauplanungsrecht
Der Gebäudekomplex des ehem. Kaufhauses am Neupfarrplatz liegt in zentraler Altstadtlage und stellt einen wesentlichen Baustein für die langfristige Sicherung der Regensburger Altstadt als Wirtschafts- und Einzelhandelsstandort – auch über die Stadtgrenzen hinaus und für die Region – dar. Um diese Entwicklung aktiv steuern und langfristig sichern zu können, ist planerisches Handeln durch die Stadt Regensburg notwendig. Mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes sollen für den Bereich des ehem. Kaufhauses die Sanierungsziele weiter differenziert und eine Umsetzung bauplanungsrechtlich vorbereitet werden. Damit kann sichergestellt werden, dass dieser Ort langfristig mit multifunktionalen und zentrenrelevanten Funktionen weiterentwickelt werden kann. Gleichzeitig zeigt er mögliche Entwicklungsperspektiven auf.
Bauordnungsrecht
Bei jeglicher Abweichung von der genehmigten Einzelhandelsnutzung als Kaufhaus greifen die heute geltenden bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften.
Für die Immobilie liegt eine Baugenehmigung aus den 1970er Jahren vor, die klare Regelungen hinsichtlich der Nutzung trifft. Bei einer Abweichung von der genehmigten Einzelhandelsnutzung greifen die heute geltenden bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften, die eine Nachnutzung, aber auch Zwischennutzung erheblich erschweren. Hinzu kommt, dass jegliche Nach- oder Zwischennutzung sicherlich entsprechende Investitionen in das Gebäude erfordern dürfte.
Die über 100jährige Vergangenheit des Kaufhaus-Standortes am Neupfarrplatz:
Schocken – Merkur – Horten – Kaufhof – Galeria.
Im Jahr 1920 wurde an der Ostseite des Neupfarrplatzes in unmittelbarer Nachbarschaft der Alten Wache das von der jüdischen Familie Schocken geführte gleichnamige Kaufhaus eröffnet. Nach dem Grauen der Nazizeit wurde 1955 das neue Kaufhaus Merkur eröffnet, welches bereits nach wenigen Jahren des Betriebs abgerissen und der neue Eigentümer Horten 1973 sein neues Kaufhaus in der uns heute bekannten Größe und Gestalt eröffnete. 1988 erfolgte die Übernahme durch die Kaufhof-Gruppe. In den zurückliegenden Jahren firmierte das Kaufhaus als Galeria und gehörte zur 2018 fusionierten Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof GmbH.
In der ersten Jahreshälfte 2024 haben sich nach einem bereits turbulenten Vorjahr 2023 inkl. kurzfristiger Rettung die Entwicklungen rund um die Galeria-Filiale am Neupfarrplatz im Herzen der Regensburger Altstadt erneut überschlagen. Bereits Anfang Januar 2024 wurde mitgeteilt, dass das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit Sitz in Essen bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz beantragen musste. Der österreichische Mutterkonzern SIGNA war einige Monate zuvor in eine eklatante wirtschaftliche Schieflage geraten und hat bereits einige Töchterfirmen mit in die Insolvenz gezogen. Im Zuge der Aufhebung des Insolvenzverfahrens und der Übernahme der Warenhauskette durch neue Besitzer war schnell klar, dass erneut etliche Galeria-Filialen schließen würden müssen. Regensburg als sogenannter Doppelstandort mit zwei Filialen in der Altstadt und im Donau-Einkaufszentrum galt früh als von einer Schließung gefährdet.
Ende April 2024 wurde von den neuen Besitzern der aktuell nur noch unter Galeria firmierenden Warenhauskette bekannt gegeben, dass zum Sommer 2024 bundesweit neun Standorte abgewickelt werden sollten. Neben Augsburg hat es in Bayern auch die Galeria am Neupfarrplatz getroffen. Und so kam, was im Mai des Vorjahres noch kurzfristig abgewendet werden konnte: am Montag, den 19. August öffneten sich zum letzten Mal die Türen des Kaufhauses. Bereits zehn Tage später wurde die Immobilie besenrein an die Gebäudeeigentümer übergeben. Ein bedeutendes Kapitel Regensburger Wirtschaftsgeschichte ist somit zu Ende gegangen. Mit der Galeria verliert der Einzelhandelsstandort Altstadt ca. 12.600 Quadratmeter Einzelhandelsverkaufsfläche. Der zweite Regensburger Standort im Donau-Einkaufszentrum war erfreulicherweise nicht von der 2024er Schließungswelle betroffen und unterstreicht somit auch weiterhin die überregionale Strahlkraft des Einkaufsstandortes Regensburg.

DAS WAR’S! WAR’S DAS? Galeria verwandelt sich in Galerie
Die temporäre Freiluftgalerie am ehemaligen Galeria Neupfarrplatz konnte pünktlich zum Advent und Start des Christkindlmarktes am Neupfarrplatz im November 2024 eröffnet werden. Seit Schließung der Galeria-Filiale im August 2024 haben die leeren und wild plakatierten Schaufenster einen tristen Eindruck vermittelt. Zudem wurde der Umlauf des Gebäudes als wilder Parkplatz missbraucht. Aktuell macht die temporäre und farbenfrohe Gestaltung der Ausstellung auf sich aufmerksam und nimmt die Betrachterinnen und Betrachter mit auf eine fotografische Entdeckungsreise in die Stadtentwicklungsgeschichte des Weltkulturerbes „Regensburger Altstadt mit Stadtamhof“. Mit dieser Aktion setzt die Stadt Regensburg einen positiven Impuls, um die vom Leerstand des Gebäudes betroffene unmittelbare Nachbarschaft zu unterstützen und mögliche Trading Down-Entwicklungen entgegen zu wirken. Insgesamt sind 68 historische Motive aus dem Zeitraum 1896 bis 1998 zu sehen. Anhand derer ist es möglich in die Geschichte der Altstadt einzutauchen und hierüber ins Gespräch zu kommen– sei es zu Architektur, Mode, Mobilität oder Konsumverhalten. Auf den sieben Fenstern der Alten Wache präsentiert sich der Altstadt-Verein „Faszination Altstadt“ mit den Motiven der farbenfrohen Kampagne „Alles Altstadt!“. Die beklebte Fläche auf den Fenstern und Türen beträgt rund 400 Quadratmeter. Für das Einverständnis zur Umsetzung dieses Projektes danken wir den Gebäudeeigentümern.
Die graphisch-gestalterische Umsetzung erfolgte durch die Agentur www.mdkw.de
Die Stadtverwaltung Regensburg beobachtet die Entwicklungen rund um den Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof GmbH im Allgemeinen sowie um die beiden Galeria-Filialen in Regensburg im Speziellen bereits seit einiger Zeit. Hierbei standen zunächst die wirtschaftlichen Entwicklungen des Konzerns und der Erhalt der Arbeitsplätze vor Ort im Mittelpunkt. Seit der Schließung der Filiale am Neupfarrplatz steht die Nachnutzung der Immobilie alleinig im Fokus der Betrachtungen. Seit 2022 gibt es eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe, die sich sowohl intern als auch mit anderen Städten, Verbänden, Ministerien und sonstigen Experten berät sowie fachlich austauscht. Ebenso standen und steht die Task Force Galeria im direkten Austausch mit der Konzernspitze und dem Insolvenzverwalter, dem Standortleiter und Betriebsrat am Neupfarrplatz, der Regierung der Oberpfalz, Ministerien des Freistaats Bayern, dem Bayerischen und Deutschen Städtetag sowie weiteren Interessenvertretungen und Verbänden im Austausch.
Involviert sind verschiedene Fachämter der Stadtverwaltung, insbesondere aus den Referaten für Planen und Bauen, für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen sowie den Rechts- und Kulturreferaten. Die Arbeitsgruppe ist im fortlaufenden Austausch mit der Stadtspitze.