Spatenstich für neues Zentraldepot
Die Stadt Regensburg errichtet in Burgweinting ein Zentraldepot für die Museen und das Stadtarchiv. Auch das Bistum baut mit.

11. September 2019
Mit dem Spatenstich am 11. September 2019 hat die Zukunft des Historischen Museums begonnen. Die Stadt Regensburg errichtet in Burgweinting ein zentrales Depot- und Magazingebäude für ihre Museen.
Bis dato sind die historischen Sammelobjekte in verschiedenen Lagerräumen im Stadtgebiet verteilt. Ihre Zusammenführung in ein modernes, klimatisch und technisch optimal ausgestattetes Gebäude ermöglicht die sachgerechte Lagerung der Stücke sowie die kontinuierliche Entwicklung und Neugestaltung des Historischen Museums durch das Freiwerden bislang belegter Flächen.
Gemeinsamer Kultur- und Wissenschaftsstandort
Auch die Diözese Regensburg errichtet in Burgweinting ein neues zentrales Depot- und Magazingebäude für die Museen des Bistums Regensburg und für das Bischöfliche Zentralarchiv (BZAR). Die Zusammenarbeit und örtliche Nähe der zwei bedeutenden Museen und Archive werden das Depot zu einem Leuchtturmprojekt, das weit über die Stadtgrenzen hinaus wirken wird, machen. Die Gesamtkosten des Komplexes mit einer Geschossfläche von 10 100 Quadratmetern liegen bei rund 43 Millionen Euro. Die Fertigstellung des technisch ausgefeilten Gebäudes ist für 2022 geplant.
Video: Hinter den Kulissen – Zu Besuch im derzeitigen Museumsdepot

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Die Errichtung eines Neubaus für das Zentraldepot und die Verwaltung der Museen der Stadt Regensburg und des Stadtarchivs zentriert die Bewahrung und Bearbeitung des materiellen und schriftlichen Erbes der Stadt Regensburg: Das Gebäude ermöglicht die sachgerechte und konservatorisch unbedenkliche Lagerung sowie Erforschung, Bearbeitung und Verwaltung der Kunst- und Kulturgüter der Sammlungen der Museen der Stadt sowie der Archivalien des Stadtarchivs, die die Stadt Regensburg als UNESCO-Welterbe-Stadt mit repräsentieren. Mit der Konzentration von materieller und archivalischer Überlieferung der Stadt und Region an einem Ort werden für deren Bearbeitung und Erforschung neue Maßstäbe gesetzt. Ebenso wird der zunehmenden Bedeutung von Geschichtsvermittlung mittels der Archivpädagogik im neuen Stadtarchiv Rechnung getragen. Das Zentraldepot für die Museen der Stadt und das Stadtarchiv berücksichtigt in den Depot- und Magazinflächen einen kontinuierlichen Zuwachs der Sammlungsbestände für kommende Jahrzehnte und vermeidet so die bisherige wie zukünftige Anmietungen externer Depotflächen.

Für die Museen der Stadt entstehen im neuen Zentraldepot Räume für die archäologischen und kulturgeschichtlichen Sammlungen der Stadt mit dazugehörigen Funktionsräumen und Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Museen. Der Gebäudekomplex deckt die Funktionen Sammeln, Bewahren, Forschen, Leihgabenabwicklung, Erwerbung, Vorbereitung von Ausstellungen sowie die Verwaltung der Museen der Stadt Regensburg ab. Er dient zum einen als Depot, zum anderen wird das Gebäude eine neue Arbeitsstätte für die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen der Stadt Regensburg, die in wissenschaftlicher Sammlungsleitung und Sammlungsbetreuung, Restaurierung und wissenschaftlicher Inventarisation sowie in der Verwaltung und im Gebäudemanagement tätig sind.
Standortwechsel für das Stadtarchiv

Für das Stadtarchiv bedeutet das neue Gebäude einen kompletten Standortwechsel vom Runtingerhaus an den Prüller Weg in Burgweinting. Im gemeinsam genutzten Gebäudekomplex erhält das Stadtarchiv neue Magazinräume für die Archivalien und historischen Dokumente, sowie die dazugehörigen Funktions- und Büroräume. Neben den Räumen für das städtische Archivgut hält der Archivkomplex eigene Büro- und Magazinräume für das Evangelisch-Lutherische Kirchenarchiv und den Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg vor. Das neue Gebäude enthält auch einen Multifunktions-Saal für Vorträge und Seminare, der seitens der beiden Kultureinrichtungen für Veranstaltungen genutzt wird. Außerdem entsteht ein öffentlich zugänglicher Lesesaal, der Archivbesucherinnen und -besuchern Recherche und Forschung ermöglicht. Damit wird in unmittelbarer Nähe zur Universität ein neues Regensburger Forschungszentrum etabliert.
Die umfangreichen Sammlungen des 1949 eröffneten Museums der Stadt Regensburg gehen auf Altbestände der Stadt im Alten Rathaus und die Sammlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg zurück. Sie wurden kontinuierlich erweitert.
Bei der Archäologie handelt es sich um den Großteil des jemals geborgenen archäologischen Fundbestands sämtlicher Materialgruppen und Fundgattungen aus der gesamten Oberpfalz von der Steinzeit bis in die Neuzeit, d. h. aus der Vor- und Frühgeschichte, der Römerzeit – hierbei konkret um den Bereich der Stadt und des Landkreises Regensburg mit unmittelbar benachbarten Fundpunkten – sowie des Mittelalters und der Neuzeit, vereinzelt bis ins 20. Jahrhundert. Die Sammlung stellt in Bayern den größten archäologischen Bestand nach der Archäologischen Staatssammlung in München dar.
Aus dem Zeitraum von ca. 1 000 n. Chr. bis zur aktuellen zeitgenössischen Kunst bewahren die Museen der Stadt einen umfangreichen Bestand aus Regensburg und der Region Ostbayern. Er umfasst Gemälde, Bildhauerarbeiten, Druckgrafiken und Zeichnungen, Manuskripte, Inkunabeln, Textilien, Möbel, Kunsthandwerk, Münzen und Medaillen, Objekte aus den Bereichen Handwerk und Zunftwesen, Architekturmodelle und Architekturteile, Grabsteine, Alltagskultur, Fotosammlungen (Abzüge und Negative), Postkarten, Spielzeug usw. sowie Dauerleihgaben und Spezialsammlungen (u. a. Grafik-Sammlung Dachs, altdeutsche Grafik inkl. japanischer und chinesischer Holzschnitte der Sammlung Winzinger, Sammlung Helmut von Sperl zur Brauereigeschichte).
Zudem wird die Bibliothek der Museen der Stadt als Fachbibliothek zur Arbeit mit den Beständen in das neue Depot umgezogen.
Als eines der größten Kommunalarchive Bayerns verfügt das Stadtarchiv über eine reichhaltige Überlieferung zur Geschichte Regensburgs. Das Quellenspektrum zur reichsstädtischen Zeit (1245-1802) reicht hier von verschiedenen Chroniken über Bürgeraufnahmebücher, Protokolle und Rechnungen bis hin zu Schriftgut über die Einführung der Reformation. Auch die Entwicklung der Stadt in der Dalberg-Zeit ist gut dokumentiert. In den modernen Archivbeständen (ab 1810) spiegelt sich die Geschichte Regensburgs im 19. und 20. Jahrhundert wider. Hier finden sich neben den Zentralregistraturen und der Überlieferung der einzelnen Ämter auch die Archive der nach Regensburg eingemeindeten Umlandgemeinden. Bedeutende private Nachlässe und Sammlungen runden das Profil des Stadtarchivs ab. Dazu zählen zum Beispiel die Nachlässe des „Bauerndoktors“ Georg Heim oder des Diplomaten und Schriftstellers Christian Wilhelm Dohm. Erwähnung verdienen ebenso mehrere Zeitungsausschnittsammlungen, die Plakat- und Kartensammlung, die Theatersammlung Blank sowie eine große Anzahl verschiedener Regensburger Zeitungen ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Einzigartige, mit der städtischen Überlieferung korrespondierende Geschichtsquellen finden sich darüber hinaus im Archiv und der Bibliothek des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg sowie im Evangelisch-Lutherischen Kirchenarchiv. Beide Bestände sind als Deposita dauerhaft im Stadtarchiv untergebracht.
Mit dem Depotneubau wird ein Kompetenzzentrum für die Bewahrung, Erschließung und Vermittlung des religiös-kulturellen Erbes errichtet. Das Sammlungszentrum des Museums wird die sakrale Kunstsammlung (Skulpturen, Vasa sacra, Textilien, Graphiken und Gemälde) und kirchliche Innenausstattungen (Chorgestühle, Altarelemente, Kanzeln etc.) aus Pfarreien des Bistums bewahren. Die Sammlung umfasst nach derzeitigem Stand rund 1 450 Gemälde, knapp über 1 000 Plastiken und Skulpturen, rund 25 000 Grafiken und Zeichnungen, 1 150 Objekte der Volkskunst, rund 400 Gold- und Silberschmiedearbeiten, über 1 000 Paramente, 224 Möbel, 94 Objekte der Kirchenausstattung (historische Beichtstühle, Kanzeln, Tabernakel etc.), Musikinstrumente, u. a. die ehemalige Regensburger Domorgel, 20 Altäre und Altarteile sowie Architekturteile aus Stein.
Beständeprofil der Museen des Bistums Regensburg
Das Depot mit seinem überregionalen Sammlungsbestand der kulturellen Geschichte und ihrer Wandlungen ist die Basis für eine qualitative Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit der Museen des Bistums Regensburg. Neben der Ausstellungstätigkeit als einer Kernaufgabe der kirchlichen Museen sieht sich die Diözese gleichwertig dem Sammeln, Erforschen und Bewahren wertvoller Kulturgüter verpflichtet. Der Fachbereich Kunst- und Denkmalpflege unterhält mit dem Neubau ein Museumsdepot als unentbehrlichen Material- und Wissenspool für gegenwärtige und künftige Forschungsarbeit. Die Kunstsammlungen bilden das kulturelle Erbe der Region von der Romanik bis zur Moderne ab und werden durch den Ankauf zeitgenössischer Kunst von internationalen Künstlern fortwährend erweitert. Im Depotbestand befinden sich Originale aus den Bereichen Volkskunde, Angewandte Kunst, Graphik, Gemälde, Textilien, Möbel, Gold- und Silberschmiedearbeiten.
Bischöfliches Zentralarchiv
Die zentrale Verwaltung liegt im Bischöflichen Ordinariat, dessen Unterlagen neben denen des Domkapitels einen Kernbestand des Bischöflichen Zentralarchivs (BZAR) bilden. Daneben befinden sich im BZAR über 200 Pfarrarchive, für die es im Rahmen seines Auftrags zur Archivpflege zuständig ist, sowie die Überlieferung zahlreicher Diözesanverbände wie der Caritas und herausragender Persönlichkeiten der Diözesangeschichte wie z. B. die Nachlässe der Bischöfe Johann Michael Sailer (1751-1832), Ignatius von Senestrey (1818-1906) und Michael Buchberger (1874-1961). Des Weiteren bewahrt das BZAR die Überlieferung etlicher Klöster und Stifte auf (u.a. Kollegiatstifte Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle und St. Johann sowie Teile des Archivs des Schottenklostern St. Jakob).
Beständeprofil des Bischöflichen Zentralarchivs
Das BZAR verwahrt Archivgut ersten Ranges, das von Wissenschaftlern der unterschiedlichsten Disziplinen (Kirchengeschichte, Bayerische Landesgeschichte, Kunst-, Geistes- und Sozialgeschichte) nachgefragt wird. Aufgrund des universellen Charakters der katholischen Kirche reicht der Wert des im BZAR befindlichen Archivguts speziell bei kirchen- und geistesgeschichtlichen Untersuchungen zugleich weit über die Grenzen des Bistums Regensburg, Bayerns und Deutschland hinaus. Durch die Aufbewahrung der Kirchenbücher sämtlicher Pfarreien in der Diözese aus der Zeit vor der Einführung der Standesämter in Bayern 1876 erzielt das BZAR außerdem eine gewisse Breitenwirkung: Die Familien- und Heimatforschung, die weniger von Experten als vielmehr von ambitionierten Laien betrieben wird, sind ohne diesen Quellenschatz nicht denkbar.
Das geplante Archivdepot dient dem BZAR in erster Linie als Erweiterung der Magazinflächen am Standort St.-Peters-Weg 11-13 in Regensburg.
Text: Pressemitteilung/Claudia Biermann