Umstellung des Ganztagskonzepts am Von-Müller-Gymnasium geplant
Die Stadt muss die Umstellung auf das G9 meistern – doch bayernweit fehlen Lehrkräfte. Am städtischen Von-Müller-Gymnasium sollen nun Lehrkräfte, die bisher die kostenlose Nachmittagsbetreuung durchgeführt haben, im Pflichtunterricht eingesetzt werden. Die Nachmittagsbetreuung am VMG wird dann voraussichtlich ein freier Träger übernehmen.

10. Februar 2025
Die geplante Umstellung der Ganztagsbetreuung am städtischen Von-Müller-Gymnasium steht Ende Februar auf der Agenda des Regensburger Bildungsausschusses. Er muss die Maßnahme beschließen. Anders als bei den anderen Schulen im Stadtgebiet ist beim VMG die Stadt nämlich auch für das Schulprofil und das Lehrpersonal zuständig, da es sich um ein städtisches Gymnasium handelt. Die notwendigen und geplanten Umstellungen wurden am Dienstagabend zunächst den Eltern vorgestellt, mögliche Anpassungen werden derzeit geprüft. Die regensburg507-Redaktion hat bei der Bildungsreferentin Dr. Kellner-Mayrhofer nachgefragt, welche Änderungen vorgesehen sind und welche Gründe es für die Umstellung gibt.

Frau Dr. Kellner-Mayrhofer, was soll am Von-Müller-Gymnasium denn genau geändert werden?
Bisher werden die Schülerinnen und Schüler am VMG auch am Nachmittag kostenlos von Lehrkräften betreut. In den letzten Monaten haben wir in Abstimmung mit der Schulleitung intensiv an Lösungen gearbeitet, welche wir nun dem Bildungsausschuss als Vorschlag unterbreiten: Die Betreuung wird weiterhin kostenlos bleiben, jedoch ab dem neuen Schuljahr in die Hände eines privaten Trägers gehen, der – wie an allen staatlichen Schulen auch – dafür pädagogisches Betreuungspersonal einsetzt. Wer sich für die Offene Ganztagsschule (OGTS) am VMG entscheidet, muss mindestens zwei Nachmittage bis 16 Uhr buchen, so ist es in den Förderrichtlinien des Bayerischen Kultusministeriums festgelegt. Künftig kann das VMG aber auch ganz ohne Nachmittagsbetreuung besucht werden. Diese Wahl hatten Familien bislang nicht, was viele davon abgehalten hat, sich für das VMG zu entscheiden. Mit der zukünftigen Wahlfreiheit zur Nachmittagsbetreuung möchten wir mehr Eltern ansprechen. Das pädagogische Profil der Schule bleibt natürlich erhalten, dementsprechend soll es auch in Zukunft ein vielfältiges Angebot an Wahlfächern und zusätzlicher Förderung geben.
Sind die Finanzen das Problem oder warum stellt die Stadt das Konzept um?
Wie alle Kommunen steht auch Regensburg vor der Herausforderung knapper Kassen. So sind wir verpflichtet, unsere Ausgaben zu überprüfen, gerade was freiwillige Leistungen angeht. Für den Einsatz von Lehrkräften im Offenen Ganztag gibt es vom Freistaat keine Refinanzierung und die Stadt trägt die Kosten – als freiwillige Leistung bis jetzt komplett selbst. Doch deutlich problematischer ist der Lehrkräftemangel: Aufgrund der Umstellung von G8 auf G9 braucht jedes Gymnasium in Bayern für den Pflichtunterricht etwa 150 zusätzliche Lehrerwochenstunden, da eine komplette Jahrgangsstufe mehr unterrichtet werden muss. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die Stadt Regensburg Verantwortung für die gesamte Bildungslandschaft in Regensburg hat, ist es aus unserer Sicht nicht mehr vertretbar, dass Lehrkräfte am Nachmittag die Aufgaben von pädagogischem Betreuungspersonal übernehmen. Jede Lehrerwochenstunde, die in der Nachmittagsbetreuung im VMG gebunden ist, fehlt an anderer Stelle im Pflichtunterricht.
Dass das Eltern und Kindern des VMGs nicht gefällt, ist verständlich und wir bedauern diesen Schritt. Leider ist er aber notwendig, um für alle Gymnasien in Regensburg den Pflichtunterricht bestmöglich und weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Wir versuchen derzeit noch, die Wünsche der Schulfamilie – soweit wie möglich – im neuen Konzept zu berücksichtigen.

Wer bestimmt denn dann in Zukunft, was am Nachmittag für die Kinder angeboten wird?
Das Konzept für die Ganztagsbeschulung wird vornehmlich von der Schule erarbeitet, so schreibt es das Förderkonzept des Bayerischen Kultusministeriums vor. Insofern sind hier dieselben Personen der Schulfamilie wie bisher beteiligt. Das Angebot des freien Trägers ist Teil des Schulbetriebs, die Aufsicht und Entscheidungshoheit bleibt bei der Schulleitung. Es gibt sehr gute und bewährte Träger der freien Jugendhilfe in der Stadt, die sich auf einzelne Schularten spezialisiert haben. Wir sind daher zuversichtlich, einen passenden Kooperationspartner zu finden.
Ändert sich sonst etwas an der inhaltlichen Ausrichtung der Schule?
Das VMG wird sich auch in Zukunft sein besonderes Schulprofil bewahren, dementsprechend sollen Angebote im Musikbereich sowie Aushängeschilder, wie z. B. die mehrfach preisgekrönte Schülerzeitung, erhalten bleiben. Im Gegensatz zu staatlichen Gymnasien ist geplant, dass auch ein ausgeweitetes Intensivierungsangebot Bestand hat.
Vielen Dank!
Text und Interview: Claudia Biermann