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Die neuen Kulturpreisträger-Macher(-innen)

Eine neue Jury mit prominenten Mitgliedern wie Kabarettistin Luise Kinseher oder dem ehemaligen Leiter des Domspatzenchores bestimmt in diesem Jahr den Gewinner / die Gewinnerin des Regensburger Kulturpreises. Diese beiden und Dr. Ulrike Lorenz haben uns verraten, wie das genau abläuft.

Fotografie: Die neue Kulturpreisjury bei einer Sitzung

12. Juli 2024

Soviel vorab: Es steht bereits fest, wer 2024 gewonnen hat und neben der Ehre auch mit 10.000 Euro ausgezeichnet wird. Einen Namen dürfen wir aber jetzt noch nicht verraten. Alles topsecret – und so lief auch die Auswahl-Sitzung der siebenköpfigen Jury Anfang Juni ab. Denn die jedes Jahr sehnsüchtig erwartete Bekanntgabe des Preisträgers / der Preisträgerin steht erst am 25. Juli im Stadtrat an.

Die neue Jury

In diesem Jahr trat eine ganz neue Jury an, um die Auswahl zu treffen. Die Mitglieder tragen eine hohe Verantwortung: Denn nur wer sich als Einzelkünstler als Gruppe oder Verein in hervorragender Weise um das kulturelle Leben in Regensburg verdient gemacht hat, darf zum Kulturpreisträger der Stadt ernannt werden.
Für die nächsten sechs Jahre bestimmen in einem offenen Verfahren sieben Experten aus dem regionalen und überregionalen Kunst- und Kulturbereich, wie die nächsten Preisträger/-innen heißen werden. Jedes Mitglied vertritt eine bestimmte Kunst- und Kultursparte, eine wissenschaftliche oder institutionelle Einrichtung aus dem Kulturbereich. Dass in diesem Jahr mit Luise Kinseher auch ein besonders prominentes Mitglied vertreten ist, ist dem Kulturreferenten Wolfgang Dersch zu verdanken. Sie empfand es als große Ehre, dafür angefragt zu werden. Aber sicher hat es nicht geschadet, dass die beiden dasselbe Gymnasium in Straubing besucht haben und sich kannten.

  • Roland Büchner (für den Bereich Musik), ehemaliger Domkapellmeister an der Kathedrale St. Peter in Regensburg und Leiter der Regensburger Domspatzen und Vorsitzender der Stiftung Regensburger Domspatzen
  • Prof. Dr. Birgit Eiglsperger (für den Bereich Wissenschaft), Lehrstuhlinhaberin für Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung an der Universität Regensburg
  • Dr. Verena Hein, München (für den Bereich Bildende Kunst), Sammlungsleiterin für die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Pinakothek der Moderne in München
  • Luise Kinseher (für den Bereich Medien und Film), Kabarettistin und Schauspielerin
  • Dr. Ulrike Lorenz (für eine staatliche Kulturinstitution), Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar
  • Kristina Pöschl (für den Bereich Literatur), Geschäftsführerin des lichtung Verlags, Viechtach
  • Johannes Reitmeier, Innsbruck (für den Bereich Darstellende Kunst), ehemaliger Intendant des Tiroler Landestheaters, Innsbruck
Fotografie: Luise Kinseher und Roland Büchner im Abstimmungsprozess
Luise Kinseher und Roland Büchner im Abstimmungsprozess © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Der Entscheidungsprozess

Schon vor dem entscheidenden Treffen im Juni hatten alle Jury-Mitglieder die Unterlagen zu den 17 Vorschlägen erhalten. Da kam ein ordentlicher Packen an Lese-Material zusammen: Das Vorschlagschreiben inklusive einer zusätzlichen Würdigung durch einen Zweiten, die Künstler-Vita, eine Übersicht über das Werk, Rezensionen etc.
Wir haben bei den Jury-Mitgliedern Luise Kinseher (Kabarettistin), Roland Büchner (ehemaliger Domkapellmeister und Chorleiter der Domspatzen) und Dr. Ulrike Lorenz (Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar und frühere Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg) nachgefragt, wie der/die Preisträger/-in gefunden wurde.

Wie muss man sich den Jury-Prozess genau vorstellen? Stellt da jeder seinen Liebling vor und versucht, die anderen davon zu überzeugen – oder läuft das ganz anders ab?

Dr. Ulrike Lorenz: Die Mitglieder der vom Stadtrat neu berufenen Jury des Kulturpreises der Stadt Regensburg bewerten die von Bürgerinnen und Bürgern eingereichten Vorschläge für Preisträger aller künstlerischen Sparten. Wir haben also die Leistungen der uns vorgelegten Künstlerinnen und Künstler bzw. Formationen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Kunst- und Kulturentwicklung Regensburgs diskutiert.

 

Wieviel Aufwand ist es denn, sich durch die doch recht üppigen Unterlagen der in diesem Jahr immerhin 17 Vorschläge zu arbeiten?

Luise Kinseher: Ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Ich war begeistert von den vielen Bewerbungen und dachte im ersten Moment, jede hätte den Preis verdient. Ich fand es spannend und interessant, mich noch tiefer einzuarbeiten, auch über das erhaltene Material hinaus im Internet weiter zu recherchieren. Man lernt ja selbst viel, wenn man sich mit den Biografien und Werken anderer Künstler und Kulturschaffenden beschäftigt.

Fotografie: Dr. Ulrike Lorenz mit Kulturreferent Wolfgang Dersch während der Auswahlsitzung
Dr. Ulrike Lorenz mit Kulturreferent Wolfgang Dersch während der Auswahlsitzung. Dersch moderierte das Verfahren. Ein Stimmrecht hat er nicht. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Wie lange haben Sie für die Preisträger-Entscheidung gebraucht?

Luise Kinseher: Ich hatte mir im Vorfeld drei Favoriten erarbeitet und war gespannt auf die gemeinsame Diskussion. Mit dem Ergebnis war ich dann voll und ganz zufrieden.

Dr. Ulrike Lorenz: Die Entscheidung ist Ergebnis eines stufenweisen Arbeitsprozesses. Das kann auch gar nicht anders sein, weil ich viele der vorgeschlagenen Künstlerpositionen gar nicht aus eigener Wahrnehmung kannte. Mit einer vorgefassten Meinung bin ich also nicht nach Regensburg gekommen. Erst durch die vertieften Informationen und Abwägungen in der Jury sind wir nach und nach zu der gemeinsam getragenen Entscheidung für den Kulturpreis gekommen.

Roland Büchner: Im Gespräch der Jury, wo jedes Mitglied die eigene Sparte der Kunst vertritt und ganz selbstverständlich auch die Argumente aus anderen Bereichen anerkennt und mit abwägt, kristallisiert sich doch schnell eine Tendenz heraus, in welche Richtung es gehen wird.

Dr. Ulrike Lorenz: Die Arbeit in der Jury hat großen Spaß gemacht, weil sehr verschiedene Perspektiven in der Beurteilung der künstlerischen Arbeiten zusammentrafen, die Diskussion in großer Offenheit lebhaft und immer respektvoll verlief und schlussendlich eine tragfähige Entscheidung getroffen werden konnte, zu der wir ausnahmslos alle stehen.  

 

Herr Büchner, als ehemaliger Domkapellmeister und Domspatzenchor-Leiter kennen Sie die lokale Kulturszene besonders gut. Was zeichnet sie aus?

Roland Büchner: Die Kulturszene in und um Regensburg ist von größter Vielfalt geprägt und auf sehr hohem Niveau. Ich möchte vor allem für die Musikszene sprechen und da ist festzustellen, dass die großen Festivals und Konzertveranstaltungen und das Stadttheater mit den vielen Sparten von historisch bis zeitgenössisch eine wunderbare Vielfalt bieten; und auch im nicht professionellen Bereich wird eine große, erfrischende Bandbreite kreiert.

Fotografie: Diskussion in der Kulturpreisjury
Das Ergebnis der offenen Abstimmung war einstimmig. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Sie nehmen eine weitere Sonderrolle in der Jury ein: Sie waren 2004 selbst Kulturpreisträger der Stadt Regensburg. Was hat das damals für Sie verändert?

Roland Büchner: Als Domkapellmeister der Regensburger Domspatzen ist man vom ersten Tag an, schon wegen des Namens, auch Botschafter der Stadt Regensburg. Wenn nun der Leiter und damit auch die ganze Institution Domspatzen ausgezeichnet werden, wird dies wieder in das Bewusstsein der Stadtbevölkerung gehoben. Das ist gut und wichtig und war für mich damals eine ehrende und verpflichtende Anerkennung.

 

Wie war es jetzt, 20 Jahre später, selbst in der Jury zu sitzen?

Roland Büchner: Nun selbst mit beraten zu dürfen, wer den nächsten Kulturpreis zuerkannt bekommt, ist eine schwierige, aber wichtige Aufgabe. Es erfordert die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den nicht musikalischen Kunstformen.

 

Kommunen sind verpflichtet, sparsam mit öffentlichen Geldern umzugehen. Daher gibt es (nur) 150 Euro Honorar für jedes Jury-Mitglied, neben den Reisekosten. Frau Kinseher, das dürfte vermutlich doch recht stark von Ihren sonstigen Honoraren bei Großveranstaltungen oder im TV abweichen. Was hat Sie dennoch bewogen, mitzumachen?

Luise Kinseher: Mitmachen ist für mich eine willkommene Ehrensache. Ich hätte es selbstverständlich auch ohne Honorar gemacht, finde es aber eine sehr wertschätzende Geste der Stadt Regensburg.

 

Vielen Dank Ihnen Dreien für diese interessanten Einblicke!

Text und Interview: Claudia Biermann