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Exklusive Einblicke ins neue Museumsdepot

Das neue Museumsdepot in Burgweinting öffnet seine Pforten. Am 15. Juni konnten Kunst- und Kulturbegeisterte beim Tag der offenen Tür erstmalig und wahrscheinlich auch einmalig einen Blick hinter die Kulissen des beeindruckenden Gebäudes werfen. Zeitgleich ist der Umzug der Depots in vollem Gange.

Fotografie: Luftaufnahme des Museumsdepots

12. Juni 2024
aktualisiert am 19. Juni 2024

„Der erste Teil unseres Mammutumzugs ist geschafft“, freut sich Inga Ziegler, die Projektleiterin für den Umzug ins neue Zentraldepot. „Zwischen Rosenmontag und dem 17. Mai sind rund 16.000 Kisten mit archäologischen Funden aus dem Historischen Museum sowie einem Außendepot in ihr neues Zuhause in Burgweinting gewandert.“ Dass dabei alles wie am Schnürchen geklappt hat, schreibt die Diplom-Restauratorin der extrem gründlichen Planung und Vorbereitung des Museumsteams sowie dem engagierten Umzugsunternehmen zu: „Da mussten teils wirklich schwere Steine und Kunstwerke über die Treppen nach oben geschleppt werden.“

Die reine Masse und das Gewicht der Objekte machen aber noch lange nicht die gesamte Komplexität des Umzugs aus. Bevor es auf die Reise geht, muss nämlich jedes einzelne Teil in die Hand genommen, auf Schädlinge untersucht, gereinigt, inventarisiert und schließlich sicher verpackt werden. Diese präzise Vorarbeit soll sich später auszahlen: „Momentan befinden sich unsere vielen Objekte in verschiedenen Depots des Museums. Dabei sind sie oft nicht oder unzureichend in einer Datenbank gelistet, sodass beispielsweise der genaue Standort eines Objektes manchmal nur im Gedächtnis des jeweiligen Depotverwalters ‚gespeichert‘ ist“, erklärt Ziegler. „Den Umzug nutzen wir daher gleich, um jedes einzelne Objekt mit einem Barcode zu versehen, um so direkt sämtliche Informationen in der Museumsdatenbank einsehen zu können. Auch die einzelnen Regale oder Fächer im neuen Zentraldepot erhalten jeweils einen Barcode. So kann man beim Einlagern erst das Objekt, dann das Regal abscannen und der Standort wird ohne Zahlendreher in der Datenbank hinterlegt.“

Leichterer Zugang zu Objekten

Mittels dieses Systems kann sichergestellt werden, dass kein Artefakt mehr verschollen geht. Gleichzeitig können beispielsweise Sonderausstellungen zu einem bestimmten Thema viel einfacher organisiert werden, da in der Datenbank mit nur wenigen Klicks ersichtlich wird, welche Objekte es gibt und wo genau sie lagern. Sind diese Objekte dann ausgewählt, können sie im neuen Depot auch deutlich organisierter entliehen und zurückgebracht werden. Mit einer leichten Drehung an einem Rädchen setzen sich die hochmodernen Regale in Bewegung und geben ihre teils tonnenschweren Inhalte preis. In jedem Raum herrscht dank Martin Bomertl vom Hochbauamt eine speziell auf die Objekte abgestimmte Klimazone, die beispielsweise für Holzobjekte, Steine oder Papier optimiert ist. Dafür sorgen unter anderem spezielle Lüftungsanlagen, die mit Vlies bestückt sind, um Luftaufwirbelungen zu vermeiden. Für die sachgemäße Lagerung von Kunststoffen wurde extra eine Kühlkammer eingebaut.

Fotografie: Die ersten 16.000 Kisten haben in den neuen Regalen einen leicht zugänglichen und perfekt klimatisierten Platz gefunden.Die ersten 16.000 Kisten haben in den neuen Regalen einen leicht zugänglichen und perfekt klimatisierten Platz gefunden. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Auch der Rest des Zentraldepots beeindruckt mit High-Tech: In einer abgeschlossenen Stickstoffkammer können Objekte von Parasiten befreit werden. Eine Röntgenanlage hilft, den Geheimnissen von Gemälden, Holzskulpturen oder archäologischen Funden auf den Grund zu gehen und in einem eigenen Fotostudio können Ultraviolett-Untersuchungen vorgenommen werden. In den Werkstätten des Museums befinden sich eine Absauganlage sowie ein zentraler Staubsauger, sodass giftige Dämpfe und Staub bestmöglich beseitigt werden können.

Fotografie: Steinstatue
Huch, wo bin ich denn hier gelandet? Auch diese steinerne Dame darf nun bis zu ihrem nächsten Einsatz Schönheitsschlaf im neuen Zentraldepot halten. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Räume sind künftig unzugänglich für die Öffentlichkeit

All diese Räume sowie natürlich die riesigen Lagerhallen werden künftig nur den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Depots zugänglich sein und sind mit strengen Zugangsregeln belegt. „Zum einen können größere Personengruppen das empfindliche Klima in den Depots stören, von eingeschlepptem Ungeziefer ganz zu schweigen“, erklärt Ziegler. „Zum anderen kommen auch Sicherheitsaspekte hinzu: Wir haben hier teils wertvolle Objekte, da wollen wir natürlich nicht, dass jeder weiß, wo was gelagert ist.“

Der Tag der offenen Tür bot am 15. Juni 2024 zwischen 11 und 17 Uhr museal interessierten Menschen daher die wahrscheinlich einzige Möglichkeit, das noch nicht fertig eingerichtete Depot zu inspizieren. Neben Führungen durch das Archiv und ausgewählte Depot- und Funktionsräume standen die Expertinnen und Experten in einer Infozone für Fragen und Austausch zu technischen und organisatorischen Themen bereit.

Text: Kristina Kraus