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Einblick ins diplomatische Leben
Maximilian Wagner, 16 Jahre alt und Mitglied des Regensburger Jugendbeirats, konnte im Mai vier Tage lang am „Model United Nations“ (MUN) teilnehmen und dort internationale Luft schnuppern sowie diplomatisches Parkett kennenlernen.
Bei der MUN-Konferenz in Stuttgart repräsentieren die Teilnehmenden unterschiedliche Staaten und simulieren die Verhandlungen in den Gremien der Vereinten Nationen – wie zum Beispiel Sicherheitsrat oder Generalversammlung. Ziel ist es, die Abläufe kennenzulernen und durch den intensiven Austausch über weltpolitische Themen gemeinsam bestmögliche Entscheidungen zu treffen. Wir haben nach der Konferenz mit Maximilian gesprochen und uns von seinen Erfahrungen berichten lassen.
Wie kam es überhaupt dazu, dass du dich zu der Konferenz angemeldet hast?
Das Projekt kannte ich schon aus der Schule. Wir haben dort eine Arbeitsgruppe, die sich explizit mit MUN beschäftigt und sich darauf vorbereitet. Dadurch habe ich bisher schon zweimal an MUN-Konferenzen teilgenommen, einmal in Prag und einmal in den Niederlanden, welche beide auf Englisch abgehalten wurden. Auf die Konferenz in Stuttgart wurde ich über den Jugendbeirat aufmerksam, der von den Organisatoren kontaktiert worden war. Ich war sofort motiviert, in Stuttgart teilzunehmen und mich dieser neuen Herausforderung zu stellen.
Nach den Einführungsworkshops am Donnerstag, in denen Prozedere, Gremien und Regeln erklärt wurden, folgte die Einführungsveranstaltung mit Grußworten. Freitag, Samstag und Sonntag standen ganz im Zeichen der inhaltlichen Arbeit in den Sitzungen der verschiedenen Gremien, am Samstag sogar durchgehend von 9 bis 21 Uhr. Langweilig wurde es aber zu keiner Zeit, denn ich durfte im Internationalen Gerichtshof mitwirken, in dem wir über mögliche Urteile debattiert haben. Der diplomatische Ball am Sonntagabend war ein ganz besonderes Highlight. Die Konferenz wurde am Montag dann mit einer Abschlussveranstaltung im Stuttgarter Rathaus beendet, zu der nochmal alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammengekommen sind.
Was wolltest du dort erreichen und hast du es auch geschafft?
Mit meiner Teilnahme wollte ich neue Erfahrungen sammeln und insbesondere üben, wie man gemeinsam Ideen finden und vorstellen kann. Darüber hinaus ist es wichtig, einen Konsens zu finden und diesen gemeinsam zu vertreten. Insbesondere mit der Institution des Gerichtshofs gab es viele komplett neue Themen und Abläufe, mit denen ich mich intensiv vertraut gemacht und so einen tiefen Einblick bekommen habe. Man kann in ein paar Tagen niemals das ganze System der Vereinten Nationen durchdringen, aber ich habe einen wirklich interessanten Überblick bekommen.
Was waren für dich die spannendsten Momente?
Mal abgesehen von der nervenaufreibenden Anreise mit mehreren Zugausfällen, war die Eröffnungsveranstaltung ein durchaus pompöses Ereignis. Besonders stressig wurde es am Ende der Konferenz, als wir nur noch knapp 15 Minuten Zeit hatten, um das endgültige Urteil des Gerichtshofs abzustimmen und auszuformulieren.
Hast du Gemeinsamkeiten zwischen der MUN-Konferenz und Sitzungen des Jugendbeirats feststellen können?
Beides sind erstmal politische Gremien, die versuchen einen Konsens zu finden, mit dem sich alle anfreunden können. In beiden wird viel diskutiert, jedoch sind die Regeln, wie man sich ausdrücken muss, bei MUN deutlich strenger, da es viele formale Vorgaben einzuhalten gibt. Mir wurde noch einmal die wichtige Rolle der jeweiligen Vorsitzenden bewusst. Sie bündeln die verschiedenen Strömungen und versuchen die Meinungen auszubalancieren. Dies ist sowohl bei MUN als auch im Jugendbeirat unverzichtbar.
Was nimmst du für dich persönlich als Erfahrung mit?
Viele Vorhaben stehen und fallen mit der Formulierung. Man muss auch verschiedene Spitzfindigkeiten und Regeln beachten, damit die Dinge auch so umgesetzt werden können wie beabsichtigt. Das trifft auch auf den Jugendbeirat zu, wo wir immer wieder Forderungen formulieren und dabei auf die richtigen Worte achten müssen. Sich in eine Gegenposition einzudenken und sie schlussendlich auch aktiv zu vertreten, obwohl sie nicht die eigene ist, ist nie ganz leicht. Jedoch kann man so besonders viel lernen und seine Argumentationsfähigkeiten immer weiter verbessern. Die MUN-Konferenz war auch eine tolle Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Und alleine ohne die Eltern unterwegs zu sein, lässt einen selbständiger werden. Wenn Züge ausfallen, muss man sich erstmal selbst überlegen, wie man ans Ziel kommt.